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Ausbreitung der Schwarzholzkrankheit verhindern -

Jetzt ist der optimale Zeitpunkt für die Brennnesselbekämpfung

 

Von Dr. Walter K. Kast, Dr. Martina Stark-Urnau und Karl Bleyer,

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein und Obstbau, Weinsberg


Der besonders gefährliche Brennnessel-Typ der Schwarzholzkrankheit ist mittlerweile in fast allen württembergischen Reblagen vorhanden und breitet sich zunehmend auch im Anbaugebiet Baden aus. Bei den besonders anfälligen Sorten insbesondere Riesling (Abbildung 1) aber auch bei Kerner (Abbildung 2), Chardonnay, Cabernet Dorsa und Müller-Thurgau führt diese Bakterienkrankheit (Phytoplasmose) zu gravierenden Schäden. Befallen werden jedoch auch alle anderen Rebsorten

 


Abbildung 1:


Abbildung 2: s

 

Die Schwarzholzkrankheit wird mittels eines Überträgers (Glasflügelzikaden) von den Brennnesseln, der Wirtspflanze der Glasflügelzikade, auf die Reben übertragen. Die Infektionen der Rebe gehen nach derzeitigem Kenntnisstand ausschließlich von infizierten Brennnesseln aus. Eine weitere in Baden auftretende Quelle der Schwarzholzkrankheit sind die Ackerwinden. Der von diesen Wirtspflanzen stammende Typ der Krankheit ist jedoch bedeutend harmloser. Als Maßnahme gegen die weitere Ausbreitung der Schwarzholzkrankheit bietet sich z. Zt. nur die Bekämpfung der Wirtspflanzen, der Brennnesseln an. Die -Insekten leben unterirdisch an den Wurzeln und Rhizomen der Brennnesseln. Nur die erwachsenen, geflügelten Tiere leben oberirdisch und saugen im bodennahen Bereich an den Sprossen der Brennnesseln. Ihre aktive Phase (Flugzeit) hat diese Insektenart von Anfang Juni bis Anfang August. Für die Rebe problematisch sind Tiere, die auf die Suche nach neuen Wirtspflanzen gehen. Bei dieser Suche stechen sie gelegentlich auch irrtümlich Rebteile an. Dabei werden die Phytoplasmen auf die Reben übertragen; die Symptome treten allerdings erst im Folgejahr auf.

Mit den
Pflanzenschutzmaßnahmen im Weinbau werden diese Tiere nicht erfasst. Bei ihrem sehr kurzen Aufenthalt auf der Rebe ken Eine direkte Bekämpfung der Glasflügelzikade an Brennnesseln nicht nur sehr schwierig, sondern löst auch nur einen Teil des Problems. Durch die Bekämpfung der Brennnesseln zum richtigen Zeitpunkt werden alle 3 Beteiligten an der Infektion bekämpft. Neben der Quelle der Infektionen, den Brennnesseln und den Phytoplasmen wird auch der Überträger zum Absterben gebracht. Da sich die Tiere unterirdisch keine neuen Wirtspflanzen suchen können, sterben die Larven mit ab, wenn Wirtspflanze während der Larvenphase abgetötet wird. Eine mechanische Bekämpfung oder der Einsatz von Herbiziden ist im Zeitraum nach der Weinlese bis zum Eintritt der ersten Fröste besonders sinnvoll. B muss die Wirkung sehr sicher sein und möglichst rasch eintreten, denn Teilbekämpfungserfolge ermöglichen das Überleben der Glasflügelzikaden. Die adulten verlassen im Frühsommer den geschädigten Wirt. Di er Dasselbe tritt ein, wenn die Brennnesseln abgetötet oder abgemäht bzw. gemulcht werden, wenn die Tiere ihre Larvenentwicklung weitgehend abgeschlossen haben.

Versuche der LVWO Weinsberg

Drei verschiedene Wirkstoffe wurden in Versuchen im Spritzverfahren mit einer Rückenspritze und im Streichverfahren mit einem Unkrauttupfer der Firma Greentec miteinander verglichen:

1.   Durano (Wirkstoff Glyphosat, bekanntester Handelsname "Roundup"), im Weinbau zugelassenes Mittel

2.   Garlon4 (Wirkstoff Triclopyr), für Nichtkulturflächen mit Genehmigung der zuständigen Behörde im "Frühsommer" zugelassenes Mittel (bekannt starke Wirkung auf alle breitblättrigen Pflanzen auch Gehölze, ganzjährig zugelassen zur Abtötung von Reben im Rahmen der Virusbekämpfung, sehr gefährlich)

3.  Genoxone ZX (2,4-D + Triclopyr), für landwirtschaftlich nicht genutzte Grasflächen zugelassenes Mittel (bekannt starke Wirkung auf alle breitblättrigen Pflanzen auch Gehölze, sehr gefährlich für Reben)

4.  U46M-Fluid (Wirkstoff MCPA), im Weinbau nicht mehr zugelassen, Genehmigung nach Paragraph 18b des Pflanzenschutzgesetzes wurde 2006 vom Regierungspräsidium Freiburg für badische Weinberge erteilt (lt. Zulassung keine ausreichende Wirkung auf Große Brennnessel)

 

Die Ausbringung der Mittel erfolgte Anfang November mit fünf Wiederholungen an drei verschiedenen Standorten. Die erste Auswertung erfolgte ca. 3 Wochen nach der Behandlung, eine weitere nach dem Austrieb der Brennnesseln Anfang April. In einem weiteren Versuch wurde das Mittel Genoxone ZX, ein Kombinationspräparat aus Triclopyr und einem Wuchsstoff (2,4-D) geprüft.

Ergebnisse

 

Die Applikation der Herbizide mit dem Tupfer war etwas problematisch. Der Schwamm der Geräte wurde durch die Herbizide sehr rasch brüchig. Diese Form der Anwendung dürfte vor allen Dingen beim Einsatz innerhalb von Wasserstaffeln und in größeren, steilen Böschungen von Vorteil sein. Auf den übrigen Flächen dürfte die punktuelle Anwendung der Mittel mit einer Rückenspritze praktikabler sein.

 

Bereits Ende November hatte das Herbizid Garlon4 eine fast 100-prozentige Wirkung auf die Große Brennnessel. Auch in den mit Durano im Spritzverfahren behandelten Parzellen waren die Brennnesseln weitgehend abgestorben. Die mit U 46 im Flur mit behandelten Brennnesseln waren dagegen nur gelb verfärbt.

 

Durch die Applikation von Garlon4 mit dem Tupfer wurde ebenfalls eine fast hundertprozentige Abtötung der Brennnessel erreicht. Die Anwendung von Durano mit dem Streichstab war zu diesem Zeitpunkt deutlich schwächer. U46M-Fluid hatte bei dieser Applikationstechnik zu diesem Zeitpunkt nahezu keinen Effekt.


Im April wurden in den mit Garlon4 behandelten Flächen keine Brennnesseln mehr gefunden. Auch die mit Durano behandelten Brennnesseln waren unabhängig von der Applikationstechnik vollständig abgetötet. In den mit dem MCPA-Mittel U46M-Fluid behandelten Varianten waren die Brennnesseln teilweise abgestorben. Das Mittel Genoxone ZX ist in seiner Wirkung mit Garlon 4 vergleichbar.

Die behandelten Flächen sind bei Glyphosat-Einsatz in der Regel im Frühjahr völlig frei von Pflanzenbewuchs. Da an diesen Stellen sehr viele Brennnesselsamen vorkommen, sollte eine gezielte Einsaat vorgenommen werden, damit die Brennnesselsamen nicht auskeimen können. Empfehlenswert ist der Einsatz schnell wachsender Gräser oder krautiger Pflanzen die möglichst stickstoffzehrend sein sollten.

 

 

Mittlere Wirkung von Herbziden - Spritzverfahren

Handelsname

Genoxone ZX

Garlon4

Durano

U46M-Fluid

Wirkstoff

Triclopyr + 2,4-D

Triclopyr

Glyphosate

MCPA

Anwendungskonzentration

1,25 %

0,6 %

1,5 %

1,0 %

Wirkung nach 3 Wochen

3,0

3,8

3,5

1,7

Wirkung im April

4,0

4,0

4,0

2,0



Mittlere Wirkung von Herbziden - Streichverfahren

Handelsname

Genoxone ZX

Garlon4

Durano

U46M-Fluid

Wirkstoff

Triclopyr + 2,4-D

Triclopyr

Glyphosate

MCPA

Anwendung (Mittel/Wasser)

1:2

1:2

1:1

1:2

Wirkung nach 3 Wochen

4,0

4,0

2,4

0,5

Wirkung im April

4,0

4,0

4,0

2,0

Auswertung (Bonituren):
                                              0 = keine Wirkung
                                              1 = Vergilbung
                                              2 = teilweise abgestorben
                                              3 = vollständig abgestorben


 
Fazit
s

 

Da für die Bekämpfung des Überträgers der Schwarzholzkrankheit eine möglichst rasche und vollständige Beseitigung der Brennnesseln erforderlich ist, kommen in Rebflächen nur Mittel mit dem Wirkstoff Glyphosat in Frage. Brennnesseln an südlich orientierten Böschungen und an Mauern sind besonders gefährlich. Auf solchen Nichtkulturflächen könnte der Einsatz der Mittel Garlon4 oder Genoxone ZX vorteilhaft sein, da diese eine sehr schwache Wirkung auf Gräser haben. Bei der Anwendung dieser Mittel dürfte die Stabilität von Böschungen kaum beeinträchtigt werden. Allerdings muss die Gefährdung von Reben berücksichtigt werden, es darf keinerlei Abdrift entstehen. Deshalb ist für diesen Zweck das Streich- oder Tupfverfahren ideal.

 

Gefahren

 

Bei der Anwendung von U46M-Fluid besteht die Gefahr, dass erhebliche Teile der Glasflügelzikaden-Population überleben. Eine Anwendung dieses Mittels im Frühling kann unter Umständen einen dramatischen Ausbruch der Schwarzholzkrankheit auslösen, da die Larven der Glasflügelzikade durch diese Maßnahme nicht mehr abgetötet werden, die erwachsenen Tiere jedoch oberirdisch keine geeigneten Wirtspflanzen mehr finden und durch intensive Suchtätigkeit die vorhandene Phytoplasmen massiv auf die Reben übertragen. Eine Bekämpfung der Brennnesseln im Frühjahr ist auch mit anderen Mitteln riskant, da nicht sicher ist, ob die Larven der Hyalesthes obsoletus diese Maßnahme nicht doch noch überleben. Sind im Frühjahr Brennnesseln in den Weinbergen oder im Umfeld der Weinberge zu finden, so sollten diese möglichst belassen und bis zum Ende der Flugzeit der Glasflügelzikade Anfang August auch nicht gemulcht oder gemäht werden. Die Bekämpfung der Brennnesseln sollte dann für die Zeit nach der Weinlese geplant werden.

 

-m

 

, ) 6 r (Abbildung 4).

 

 


Abbildung 3: S


 


Abbildung 4: N
eter

 


Abbildung 5: K

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Abbildung 6: K n

Abbildung 7 N

 

Abbildung 8 N n

 

 

Un

 

 

Vollständige Beseitigung eines Brennnesselhorstes
durch die Anwendung Glyphosat-haltiger Mittel

 



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